Éxodos – vidas take away: Theaterübertitelung und Aufführung
Exodus - Leben zum Mitnehmen
Übersetzungsprojekt zur Erstellung von Übertiteln für ein Theaterstück
Szenische Lesung am 11. April 2025 um 19 Uhr im Haus der Universität
Zum Projekt
Überall auf der Welt sind Menschen auf der Flucht. Das Meraki-Kollektiv stellt in dem Stück Éxodos – Vidas take away Schicksale von drei Flüchtenden aus verschiedenen lateinamerikanischen Ländern vor, basierend auf dokumentarischen Interviews. Alle verbindet das Ziel, die USA erreichen zu wollen. Es geht um Verzweiflung und Gewalt, aber auch um Hoffnung und Zuversicht. Das Stück wird vom Allerweltshaus Köln e.V. produziert und durch das Meraki-Kollektiv in Köln inszeniert.
Studierende der Fächer Literaturübersetzen, Romanistik und Transkulturalität bekamen im Rahmen eines Übersetzungsseminars die Möglichkeit, professionell angeleitet und begleitet von der auf spanischsprachiges Theater spezialisierten Berufsübersetzerin Franziska Muche, die Übertitel für das Theaterstück zu erstellen.
Dieses dokumentarische Theaterstück widmet sich den hochpolitischen Themen Migration und Flucht, mit dem Fokus Lateinamerika. Auf der Bühne werden die Schauspieler*innen den Betroffenen ihre Stimmen leihen. Die von den Studierenden im Lehrprojekt erstellten Übertitel ermöglichen das Miterleben des Bühnengeschehens für diejenigen, die den Text auf Spanisch nicht verstehen.
Das Lehrprojekt wurde finanziert aus Qualitätsverbesserungsmitteln der HHU.
Hintergrund
In Kooperation mit der NGO „Servicio Jesuita a Migrantes“ in Tapachula (Mexiko), dem Grenzgebiet zu Guatemala, wurde durch das Meraki-Kollektiv auf Grundlage von Gesprächen und Interviews mit von Flucht betroffenen Menschen vor Ort dokumentarisches Material entwickelt. Erste Interviews führten die Dramaturgin Renata Solleiro und die Regisseurin Eva Hevicke zuvor in Mexiko-City in der Flüchtlingsunterkunft „Casa Fuentes“. Flucht aus Venezuela und Honduras rücken hier in den Fokus.
Das Theaterprojekt möchte zum Perspektivwechsel für ein mögliches neues Miteinander beitragen, einzelne Migrationsgeschichten sichtbar machen und dadurch Nähe zu den Betroffenen und der Thematik herstellen. So soll ein Bewusstsein für die Herausforderungen und Erfahrungen von Migrant*innen geschaffen werden, die in unserer Gesellschaft oft marginalisiert werden. Durch die Darstellung der individuellen Geschichten der Protagonist*innen sollen Vorurteile abgebaut werden, um einen empathischen und verständnisvolleren Umgang miteinander zu fördern.
Darüber hinaus fördert Éxodos - Vidas take away auch in der Aufführungspraxis die Wertschätzung kultureller Diversität. Die Verbindung verschiedener Sprachen und kultureller Einflüsse sowie die Aufnahme verschiedener Perspektiven von Menschen mit Fluchterfahrung auf der Bühne und derer der Schauspieler*innen mit Migrationsgeschichte und –erfahrung trägt zur kulturellen Bereicherung bei und ermutigt zur Auseinandersetzung mit anderen Kulturen.
Die Aufführungen des Stücks finden in Deutschland statt und werden zweisprachig konzipiert. Dafür erstellten die Studierenden der HHUD die deutschsprachigen Übertitel. Am 11.4.2025 wird das Stück mit drei Schauspieler*innen in einer szenischen Lesung aufgeführt.
Lehrprojekt mit Franziska Muche
Finanziert durch Qualitätsverbesserungsmittel der HHU konnte für das Projekt ein Lehrauftrag an die renommierte Theaterübersetzerin Franziska Muche vergeben werden. So fand im Wintersemester 2024/25 ein vierstündiger Kurs statt, bei dem die Studierenden zunächst Einblick erhielten in die Grundlagen des Theaterübersetzens und -übertitelns. Weiterhin stellten Eva Hevicke und Renata Solleiro das Theaterprojekt an der HHUD den Teilnehmenden und weiteren Interessierten ausführlich vor.
Nach der Auseinandersetzung mit dem Thema und dem Textmaterial wurden dann durch die Studierenden, weiterhin angeleitet von Franziska Muche, die Übertitel für das Stück für ein professionelles Setting erstellt. Die besondere Herausforderung lag dabei in den unterschiedlichen regionalen Färbungen des Spanischen und in der Kürzung der Texte für die Übertitel, ohne die wesentlichen Inhalte zu verlieren. Bei der Bereitstellung der Übertitel setzten die Studierenden ihr wissenschaftliches und übersetzungspraktisches Know-how ein, um eine dem Thema, dem Stil und der Neukontextualisierung angemessene deutsche Fassung zu erstellen.
Diese Mitarbeit an der Inszenierung eines konkreten Stücks im engen Austausch mit Vertreter*innen aus der Praxis bietet den Studierenden Einblicke in eine spannende berufliche Tätigkeit in der Theaterbranche und ermöglicht ihnen ein erstes Netzwerken.
In ihren Diskussionsbeiträgen am Abend der szenischen Lesung werden sie auch einen Eindruck ihrer Arbeit vermitteln.
Franziska Muche ist freie Übersetzerin für Theater. Sie übersetzt zeitgenössische Theatertexte aus dem Spanischen und, zusammen mit Pilar Sánchez Molina, auch ins Spanische. Dazu übertitelt sie Gastspiele für zahlreiche Theater und Festivals. 2020 wurde sie mit einem Exzellenzstipendium des Deutschen Übersetzerfonds ausgezeichnet. 2021 und 2022 gab sie mit Carola Heinrich zwei Anthologiebände zur spanischsprachigen Dramatik heraus. Seit 2021 hält sie Vorträge und Seminare zur Theaterübersetzung an Hochschulen. Sie ist aktives Mitglied des Vereins Drama Panorama, lebt in Berlin und leitet dort die Reihe szenischer Lesungen Ambigú am Theater unterm Dach.
MERAKI-Kollektiv Köln
Das Meraki-Kollektiv wurde im August 2023 in Köln gegründet und ist ein Zusammenschluss aus Theaterschaffenden. Sergio Lambruschini, Renata Solleiro, Davina Donaldson und Eva Hevicke haben in den vergangenen Jahren bereits bei verschiedenen Inszenierungen und Projekten im interkulturellen Kontext zusammengearbeitet. Sie haben es geschafft, Theaterarbeit auf Spanisch in NRW sichtbar und wirkungsvoll zu gestalten. Das Ensemble untersucht interkulturelle Phänomene und gesellschaftsrelevante Fragen und widmet sich aktuell dem Thema Flucht und Migration. Für das Projekt stellen wir hier stellvertretend die Regisseurin Eva Hevicke und die Dramaturgin Renata Solleiro vor:
Eva Hevicke, Regisseurin & Theaterpädagogin, Leitung von THEATRO, Raum für Mehrsprachentheater Köln. Ausgebildet an der Akademie für darstellende Kunst Ulm. Regiefortbildungen in Madrid und NRW. Als Regieassistentin und Abendspielleitung arbeitete sie an den städtischen Bühnen Krefeld/Mönchengladbach. Zahlreiche freie Inszenierungen, theaterpädagogische Projekte und weitreichende Kulturarbeit folgten in NRW mit Schwerpunkt spanischsprachiger Raum und interkulturelle Theaterarbeit. 2017 Gründung von THEATRO, Raum für Mehrsprachentheater Köln.
Renata Solleiro, Schriftstellerin, Workshopleiterin und Menschenrechtsaktivistin. M.A. in Literarischem Schreiben an der Internationalen Universität von Valencia (VIU) und Grupo Planeta (2020). Gründungsmitglied und Projektkoordinatorin des spanischen Theaterfestivals „Bambalinas“ in Köln. Seit 2019 aktives Mitglied der Menschenrechtsinitiative Mexiko-Köln-Bonn, angegliedert an die Menschenrechtskoordination Mexiko-Deutschland, wo sie eine Vielzahl von Kultur- und Rechtsförderungsprojekten in Deutschland und Lateinamerika produziert, organisiert und koordiniert hat. Autorin des Buches Mujeres Marejada (2021).
Szenische Lesung
Die szenische Lesung als Abschluss des Lehrprojekts findet statt am 11.04.2025 von 19 bis 20:30 Uhr im Haus der Universität (Saal). Alle Interessierten sind herzlich willkommen. Der Eintritt ist kostenlos. Neben der szenischen Lesung wird an diesem Abend auch über die aktuelle Situation in Mexiko, das Projekt selbst und das Übertiteln für das Theater gesprochen.
Teilnehmende der Veranstaltung sind:
Eva Hevicke und Renata Solleiro mit dem Meraki-Kollektiv Köln
Studierende aus dem Master Literaturübersetzen
Franziska Muche, Theaterübersetzerin
Prof. Dr. Vera Elisabeth Gerling, Institut für Romanistik